Viele Patienten suchen heute zuerst online nach einem Arzt in ihrer Nähe. Sie wollen wissen, welche Leistungen angeboten werden, wie sie einen Termin bekommen und ob sie sich gut aufgehoben fühlen. Eine eigene Website hilft Praxen, diesen ersten Eindruck selbst zu gestalten: sachlich, informativ und vertrauensbildend.
Diese Analyse ist Teil der Artikelserie „Website oder nicht?“, in der ich zeige, wann eine eigene Website sinnvoll ist und welche Alternativen es gibt.
Was Ärzte dürfen – und was nicht
Ärztliche Werbung unterliegt dem Heilmittelwerbegesetz und der Berufsordnung der Landesärztekammern. Werbung ist erlaubt, solange sie sachlich bleibt, nicht reißerisch wirkt und keine Heilversprechen enthält. Eine Website darf daher informieren, aber nicht „verkaufen“.
Sie sollte erklären, wer das Praxisteam ist, welche Leistungen angeboten werden und wie Patienten Kontakt aufnehmen können. Emotionale Sprache oder Übertreibungen sind zu vermeiden, damit der professionelle Charakter erhalten bleibt.
Warum eine Website für Ärzte wichtig ist
Eine Praxiswebsite bündelt alle Informationen an einem Ort. Patienten finden dort Öffnungszeiten, Telefonnummer, Lage, Team und angebotene Untersuchungen.
Für viele ist das ein entscheidender Komfortfaktor, weil sie ungern in Warteschleifen hängen, sondern lieber online buchen. Tools wie Doctolib, samedi, eTermin oder Jameda ermöglichen Terminbuchungen direkt über die Website. Das spart Zeit, reduziert Anrufe und entlastet das Praxispersonal.
Darüber hinaus hilft eine Website bei der lokalen Auffindbarkeit. Wer nach „Hausarzt in Witten“ oder „Orthopäde Dortmund MRT“ sucht, findet gut optimierte Praxisseiten oft vor reinen Verzeichnissen. Das schafft planbare Sichtbarkeit.
Was Patienten wirklich interessiert
Patienten wollen vor allem wissen, ob sie mit ihrem Anliegen in der richtigen Praxis sind. Eine gute Website beantwortet typische Fragen wie:
- Welche Leistungen gibt es? (z. B. Blutbild, Ultraschall, Impfungen, Check-up 35, Sportmedizinische Untersuchung, Hautscreening, Reiseberatung, EKG, Laboruntersuchung).
- Werden Hausbesuche angeboten oder auch Termine in Seniorenheimen?
- Was kostet eine private Untersuchung, und übernimmt die Krankenkasse die Leistung?
- Welche Fachrichtungen oder Spezialisierungen gibt es?
- Wie erfolgt die Terminbuchung? Telefonisch oder online?
- Welche Sprachen werden gesprochen?
- Gibt es aktuelle Informationen zu Grippewellen, Impfaktionen oder Praxisurlaub?
Diese Inhalte zeigen Kompetenz und das Leistungsspektrum der Arztpraxis auf, ohne dabei werbend zu wirken. Sie schaffen Transparenz und helfen Patienten, die passende Praxis für ihr Anliegen zu finden.
SEO und lokale Sichtbarkeit
Viele Patienten suchen mit geografischen Zusätzen („Hausarzt + Stadt“, „HNO + in meiner Nähe“). Daher lohnt sich insbesondere die lokale Suchmaschinenoptimierung auf die Fachrichtung und den Ort.
Ein gepflegtes Google-Unternehmensprofil mit Fotos, Öffnungszeiten, Fachrichtung und Bewertungen ist das Minimum.
Die Website selbst sollte zu jeder Hauptleistung eine eigene Unterseite haben – z. B. für Blutuntersuchung, Impfung oder Check-up 35.
So erkennt Google, welche Themen relevant sind, und zeigt die Seite bei passenden Suchanfragen.
Darüber hinaus helfen strukturierte Daten (Schema.org) und FAQ-Bereiche, um häufige Patientenfragen direkt in der Suche anzuzeigen.
Inhalte, die Vertrauen schaffen
Neben Leistungen zählen Fotos vom Team, eine freundliche Vorstellung und klare Sprache. Patienten möchten wissen, wer sie behandelt und wie die Praxis arbeitet.
Auch die Darstellung der Philosophie oder ein kurzer Leitsatz („Medizin mit Zeit und Ruhe“) wirkt authentisch. Wenn vorhanden, kann ein Hinweis auf die Doktorarbeit oder ein besonderer Schwerpunkt weiteres Vertrauen aufbauen.
Bei Angstpatienten oder Kindern helfen erklärende Texte, damit die Unsicherheit der Betroffen sinken und eine mögliche Hemmschwelle zur Terminvereinbarung genommen wird. Sowohl die Praxisräume selbst als auch die Website sollten barrierefrei sein. Die Anfahrt, Nahverkehrsverbindungen und Parkmöglichkeiten sollten ebenfalls klar beschrieben sein – besonders für ältere Menschen.
Möglichkeiten ohne eigene Website
Ein Arzt kann theoretisch auch ohne eigene Website gefunden werden, weil Plattformen wie Doctolib, Jameda, Arztauskunft.de oder Google Maps bereits viele Informationen abbilden.
Doch die Kontrolle über Darstellung, Inhalte und Datenschutz liegt dort nicht bei der Praxis. Änderungen oder fehlerhafte Daten können Patienten verunsichern.
Eine Website ist daher weniger ein Luxus, sondern die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wie Praxis, Team und Leistungen präsentiert werden.
Social Media eignet sich nur eingeschränkt: kurze Posts zu Gesundheitshinweisen oder Impfaktionen können funktionieren, aber der Aufwand zur regelmäßigen Produktion von neuen Inhalten (insbesondere Videos) ist recht hoch. Für Fachärzte oder Kliniken kann LinkedIn sinnvoll sein, um Expertise zu zeigen und um als Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, sofern die Praxis neue Mitarbeiter sucht.
Strategische Weiterentwicklung
Eine moderne Website wächst mit der Praxis. Nach der Basis mit Leistungen, Kontakt und Terminbuchung kann eine Praxis zusätzliche Inhalte aufbauen:
- Newsbereich zu saisonalen Themen (z. B. Grippeschutz, Hitzetipps, Allergiesaison).
- FAQ zu häufigen Fragen („Wann übernimmt die Kasse den Check-up?“).
- Newsletter für Patienten, um regelmäßig über Prävention und Aktionen zu informieren.
- Blogbeiträge zu Symptomen oder Vorsorge – immer sachlich, ohne Diagnosen.
- Karriereseite für medizinisches Fachpersonal, weil Bewerber ebenfalls online nach Jobs suchen.
Fazit
Eine Website ist für Ärzte die moderne Form der Praxisauskunft. Sie ersetzt keine Beratung, aber sie informiert klar, erleichtert Termine und schafft Vertrauen.
Ohne Website bleiben Praxen von Plattformen abhängig, mit ihr bestimmen sie selbst, wie sie wahrgenommen werden.
Für Patienten bedeutet das weniger Wartezeit, mehr Transparenz und eine Praxis, die zeigt: Wir sind erreichbar – auch digital.
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